Prof. Dr. Matthias Scherge
Für tribologische Systeme, die hohen Kräften ausgesetzt sind, steht am MikroTribologie Centrum µTC ein Schwerlastprüfstand für rotierende Bauteile zur Verfügung. Der Prüfstand deckt einen Kraftbereich von 100 N bis 245 kN in Druck- und in Zugrichtung bei einem Drehzahlbereich von 1 bis 5.000 Umdrehungen pro Minute ab. Auch reversierende Winkelbewegungen ab 1° sind möglich.
Damit ist der Prüfstand für Versuche an Bauteilen aus Großmotoren und Anwendungen in den Bereichen Windkraft, Marine und Wasserkraft interessant. Adaptierungen für Ventiltriebsuntersuchugen sind möglich.
Die Besonderheit des Prüfstands ist neben dem hohen Last- und Drehzahlbereich die Verknüpfung mit hoch aufgelöster Echtzeitverschleißmessung.
Zurzeit wird der Prüfstand zur Charakterisierung von Verschleißeigenschaften an neuartigen Gleitlagern genutzt. Auch für den hydrodynamischen Betrieb ausgelegte Gleitlager geraten in verschiedenen Betriebssituationen wie Anfahren und Auslaufen oder bei Mangelschmierung in den Mischreibungsbereich, in dem Verschleißfragen relevant werden. Verschleißuntersuchungen an Gleitlagern sind für Fragestellungen zur Ölalterung und -verschmutzung genauso nötig wie zur Freigabe von verschiedenen Ölen.
Hochaufgelöste Verschleißmessung mit Radionuklidtechnik (RNT)
Ein Großteil der Anwendungen im Maschinenbau benötigt für die geforderte Lebensdauer Verschleißraten im Bereich weniger Nanometer pro Stunde, die sich topographisch kaum abbilden lassen. Dabei kommt erschwerend hinzu, dass sich die Verschleißrate auch unabhängig von der Belastung über die Versuchszeit ändert. Hier bietet die Radionuklidtechnik entscheidende Vorteile, denn sie ermöglicht die hochaufgelöste Verschleißmessung in der Größenordnung weniger Nanometer pro Stunde in Echtzeit während des Versuchs und ermöglicht damit die Identifizierung stationärer Zustände, d.h. konstanter Verschleißraten, die eine zuverlässige Extrapolation des Verschleißes über die Lebensdauer zulassen.
Am Schwerlastprüfstand ist die Erstellung prüflingsspezifischer Programme, die den Anwendungseinsatz abbilden, möglich. In Kombination mit der Radionuklidtechnik können wir daher effizient den Einfluss unterschiedlicher tribologischer Belastungen auf das Reibungs- und Verschleißverhalten abbilden.
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